Ein Schwimmer auf der Wasserbahn

Schulschwimmen in Bonn – Position der Stadtschulpflegschaft

Lageeinschätzung der Stadtschulpflegschaft zum Schulschwimmen in Bonn vor dem Hintergrund des Bürgerentscheids zum neuen Schwimmbad

Die Stadtschulpflegschaft (SSP) Bonn beschäftigt sich seit Längerem mit der Sicherstellung des Schulschwimmens angesichts der zahlreichen und dauerhaften bzw. langdauernden Schließungen von Schwimmbädern in verschiedenen Stadtteilen Bonns (insbesondere Kurfürstenbad, Beueler Bütt, Lehrschwimmbecken Konrad-Adenauer-Gymnasium und Derletalschule) und mit den Planungen zum neuen Schwimmbad. Die jahrzehntelangen Versäumnisse bei der Instandhaltung hinterlassen im Angebot des Schulschwimmens schon heute nicht mehr aufholbare Defizite. Sie haben teilweise weiterhin für viele Schulen über viel zu lange Zeit zu einem kompletten Entfall des Schulschwimmens geführt. Ein Zustand, der aktuell weiter anhält.

Die Werbemaßnahmen für das geplante neue Schwimmbad egal von wem liefern leider keine Fakten zum Schulschwimmen. Es wird lediglich pauschal behauptet, dass durch den Neubau Vorteile im Vergleich zu den beiden aufzugebenden Schwimmbädern – Kurfürsten- und Frankenbad – entstehen werden.

Die Elternschaft der Schülerinnen und Schüler aller ca. 90 Bonner Schulen aller Schulformen erwartet deshalb nunmehr zu Recht von dem von ihr gewählten Vorstand der Stadtschulpflegschaft die Darstellung der Faktenlage und eine Positionierung oder auch eine Intervention. Die Stadtschulpflegschaft erfüllt u.a. durch aktive Diskussionen mit der Stadt und den politischen Fraktionen ihren gesetzlichen Auftrag zur Mitwirkung.

Auf Initiative der Stadtschulpflegschaft bereits im März 2017  hat die Stadt im Februar 2018 zu einem Arbeitskreis „Schulschwimmen“ eingeladen, der bisher zwei Mal getagt hat. Es nehmen u.a. Vertretungen der Schulen, des Stadtschwimmverbandes, der DLRG, der Stadtschulpflegschaft, dem Schulamt und dem Sport- und Bäderamt teil. Der Austausch ist offen, vertrauensvoll und konstruktiv.

Schulschwimmen als kommunale Pflichtaufgabe ist jetzt allgemein akzeptiert. In Abstimmung mit der oberen Schulaufsicht wurde der aktuelle Bedarf an Schwimmstunden zur Erfüllung der Lehrpläne ermittelt – eine Zahl, die bisher in keinem Gutachten auftaucht. Im nächsten Schritt müssen nun für den heutigen Zustand und für die Bäderlandschaft nach dem Bau des neuen Schwimmbades auf der Basis realistischer und alle Rahmenbedingungen (u.a. Sicherheitsfragen) berücksichtigenden Aspekte

  • die tatsächlichen Kapazitäten aller Schwimmbäder für das Schulschwimmen ermittelt,
  • die Bedarfe der Schulen auf die Bäder verteilt
  • und unter Berücksichtigung der Transportwege und weiteren Rahmenbedingungen die dann verfügbaren Wasserzeiten dargestellt werden.

Erst dann ist der konkrete Nachweis möglich, dass bzw. wie die einvernehmlich abgestimmten Anforderungen – egal in welcher Variante – erfüllt oder verbessert werden können. Der Nachweis wird voraussichtlich nicht vor Herbst/Ende des Jahres vorliegen!

Für die SSP fehlt auch die Benennung der Ursachen, Konsequenzen und Lösungen der aktuellen, dauerhaften (Kurfürstenbad) oder vorübergehenden Schließungen der Schulschwimmbäder und  auch der genauen Höhe der Ausfälle. Aufgrund der (unvollständigen) Rückmeldungen von Schulpflegschaften kann die SSP den Ausfall nur grob auf ca. 25% schätzen – Zahlen der Stadt gibt es nicht! D.h., es findet geschätzt an ca. einem Viertel aller Bonner Schulen derzeit kein Schulschwimmen statt, z.T. sogar auf längere Sicht nicht.

Im Schulausschuss des Stadtrates fehlte die Bereitschaft, einem Antrag der Opposition zur Erhebung der Instandhaltungsdefizite zuzustimmen. Dies hätte zum Ziel gehabt, durch fundierte Priorisierung von Maßnahmen ggfls. künftige weitere Ausfälle zu vermeiden. Diese Erhebung hätte die SSP als zielführend empfunden.

Leider werden die o.a. Nachweise nicht vor Erteilung des Planungsauftrags und dem neuen Bürgerentscheid, vielleicht sogar nicht vor der Ausschreibung, vorliegen. Der Vorstand der SSP bedauert auch, dass einige Ratskoalitionen und der Stadtsportbund im Zusammenhang mit dem demnächst startenden Bürgerentscheid Ängste bei Bürgerinnen und Bürgern dahingehend schüren, dass im Falle eines „JA“ zum Stopp des Neubaus längerfristig kein Fortschritt in der Bäderfrage (bzw. eine Lösung zum Ausfall der Schulschwimmstunden) zu erwarten sei. Die SSP ist sich sicher, dass dies angesichts Pflichtaufgabe „Schulschwimmen“ und der Beteiligung der oberen Schulaufsicht, d.h. der Bezirksregierung, nicht länger hinnehmbar wäre.

Der Vorstand der SSP fragt sich, warum die Terminierung des Bürgerentscheids so gewählt wurde, dass die letzte Versendung der Abstimmungsunterlagen exakt am Anfang der Sommerferien und der letzte Abstimmungstag mitten in den Sommerferien liegen. Angesichts des hohen Interesses einer Beteiligung durch die Eltern schulpflichtiger Kinder kann dies entweder als Unüberlegtheit oder bei unterstellter Absicht als Affront gewertet werden. 

Die Stadtschulpflegschaft sieht durchaus zahlreiche Vorteile, die der Bau des neuen Bades mit sich brächte. Die vielen ungeklärten Fragen bezüglich der Gesamtlösung für das Schulschwimmen lassen aber aufgrund des bislang erreichten Kenntnisstandes keine klare Positionierung für den Neubau durch die SSP zu.

 

Für den Vorstand der Stadtschulpflegschaft Bonn:
Andreas Beutgen, Vorsitzender des Vorstands der SSP; andreas.beutgen@ssp-bonn.de
Jan Reche, Arbeitsschwerpunkt Schulschwimmen im Vorstand der SSP; jan.reche@ssp-bonn.de